Chronik
Ein gewachsener Verein mit Tradition und Visionen
Unser Vereinsmotto wird seit der Gründung bis zur Entwicklung der heutigen Vereinsstrukturen, tagtäglich von jedem Einzelnen der Mitglieder aus tiefster Überzeugung und mit voller Begeisterung vorgelebt.
Und wir haben auch in Zukunft – hoffentlich mit Ihnen gemeinsam – noch viel vor.
Als 1955 die BoKaGe gegründet wurde, konnten die Bocholter Karnevalisten auf eine Tradition von vielen Jahrzehnten zurückblicken. Ein noch vorhandenes Plakat weist auf eine Sitzung am 19. Februar 1911 hin; von 1936 ist ein weiteres Dokument erhalten.
Nach dem 2. Weltkrieg lebte in den Vereinen der Karneval schon bald wieder auf. Nach der Währungsreform waren die ersten Sitzungen und Kostümfeste fällig. Die Parodisten sangen damals: Wir holen alles nach, denn einmal kommt der Tag, wo uns die Sonne wieder lacht.
Karnevalsbegeisterte junge Bocholter hatten Erfolg mit ihren Rosenmontagssitzungen im Lokal Langenhoff, der Kegelclub „die Pilzläuse“ unternahm das Wagnis einer ersten närrischen Sitzung am 11. Februar 1955. Es wurde ein voller Erfolg. Nach weiteren Gesprächen hob man am 4. Dezember 1955 die BKG aus der „Taufe“. Für den 5. 1. 1956 wurde zur ersten Versammlung eingeladen. Zwei Damen und 26 Herren waren die „Geburtshelfer“, die den Vorstand der 1. Großen Bocholter Karnevals-Gesellschaft von 1955 wählten.
Noch bis über das 40 jährige Jubiläum waren die Gründer Franz „Loco“ Lohscheller und Walter Nelskamp als Ehrenpräsidenten Hugo Ingenhorst als Beisitzer und Heinz Kampshoff im Bühnen- und Wagenbau noch aktiv.
„Wij Bokeltse Narren mutt no wer tesamen hollen; wij hebbt jo belevt, wor uns de Vernünftigen hennebraocht hebbt.“ So stand es 1956 im Knockenpott.
Bokeltsen Knockenpott
Von der ersten Session an begleitete der „Knockenpott“ die Geschehnisse im Bocholter Karneval. Von 1957 an erschien der „Knockenpott“ bis über das 40 jährige Jubiläum in dem gleichen Titelbild. Mit „spitzer“ Feder, illustriert vom unvergessenen Curt Cerny, wurden die Ereignisse kommentiert. Seine Originale“Ohme und Bännätzken“ standen viele Jahre in unserer Bütt. Aus der illustrierten Karnevalszeitung ist eine Bröschüre geworden, mit über hundert Seiten ein jährliches Spiegelbild des Bocholter Karnevals.
Mit „Narren-Revue“ gestartet
Am 21. Januar 1956 fand die erste Sitzung statt. Die Eintrittspreise lagen bei 1, 2 und 3 DM. „Prunkvoll die Bühne“: Saaltische aus dem alten Schützenhaus, Papiertischdecken aus einer Biergroßhandlung, als Präsidentenstuhl ein Barhocker aus der guten Stube von Artur Schubert. Die 50. Sitzung stieg dann bereits am 8. Januar 1966, Eintrittspreis bereits 4,50 DM.
Karnevals Schlager
Ein ewiger Büttenmarsch war von Franz Wevering komponiert worden und einige neu vertonte und getextete Karnevalsschlager kamen gut an. Weit über die Grenzen unserer Vaterstadt hinaus bekannt wurde das Lied: „Das kommt von der Aa!“ 1959 ließ die BoKaGe die erste Schallplatte pressen. „Auftakt zum Karneval“ und „Narrenpolka“ waren die Titel.
Im Bund Westfälischer Karneval und Deutscher Karneval
Schon 1956 wurde die BoKaGe Mitglied im Bund Westfälischer Karneval, auch im Bund Deutscher Karneval (Mitgliedsnummer 1301) schloss man sich an. Walter Nelskamp war bis zu seinem Tode 1999 Präsident des Bundes Westfälischer Karneval und lange Jahre im Präsidium des Bundes Deutscher Karneval. Zuletzt war er dort für den karnevalistischen Tanzsport als Vizepräsident tätig.
Besondere freundschaftliche Verbindungen unterhielt die Gesellschaft ab 1958/59 über viele Jahre zu den „Pappbüggels“ aus unserer Partnerstadt Belgisch-Bocholt. Freundschaftliche Bindungen pflegte man bei vielen Berlin-Fahrten und Karnevalsgesellschaften Nah und Fern, mit Leipzig-Markranstädt schon zur DDR-Zeit.
Neuerdings hat man freundschaftliche Bindungen zu der KG Müllemer Junge aus Köln und zu den KG Horbacher Freunden aus Aachen geknüpft.
Tanzkorps gegründet:
In der Session 1956/1957 stellte sich das Senioren-Tanzkorps vor mit dem Gardetanz „Auftakt zum Karneval“. Man nahm an vielen Turnieren teil und war so im Garde- und Showtanz bestens vorbereitet, als es 1971 in Warendorf erstmals um den „Großen Westfalenpokal“ ging. Nach einer stolzen Erfolgsserie steht dieser Pokal endgültig in Bocholt. Viele Meistertitel und Spitzenplätze in Westfalen und bei den Deutschen Meisterschaften, die ab 1972 ausgetragen wurden, gingen an die Tanzkorps. Das Kindertanzkorps wurde 1974, das Juniorentanzkorps 1975 gegründet. Diese beiden Tanzkorps wurden zu den erfolgreichsten im Bund Deutscher Karneval.
Fanfarenkorps – Bigband
Mit neun Mann begann das Fanfarenkorps 1957 die karnevalistische Karriere. Weiter modernisiert wurde das Korps in der modernen Fanfarenklasse 1976/1977 NRW-Vizemeister und 7. bei der Deutschen Meisterschaft. Eine völlige Neuformierung und Umstellung der Instrumentierung erfolgte 1979/80. Überwiegend mit Jugendlichen von 11 – 15 Jahren wurde die inzwischen weit über Bocholt hinaus bekannte BoKaGe-Bigband aufgebaut. Auftritte beim NRW-Jubiläum, großen Sportereignissen, Karnevalsveranstaltungen, Fahrten nach England, Frankreich, Belgien, USA, Türkei, Italien, Ungarn, CSSR, Österreich, Spanien, Niederlande, DDR (Leipzig, Potsdam, Ost-Berlin), verbunden mit vielen Konzerten, wie z. B. in Washington, gaben Gelegenheit, das weit gespannte Repertoire vom Karnevalsschlager, Evergreen bis zur modernen Komposition zu präsentieren. Das Fanfarenkorps hat sich leider aufgelöst.
Bühnen- und Wagenbau
Von der ersten Sitzung an hatte die BoKaGe ein schmuckes Bühnenbild. Für den Rosenmontagszug bauten die Aktiven immer wieder farbenprächtige Wagen nach Originellen Ideen. Mit drei Festwagen und einer Radfahrergruppe startete die BoKaGe schon 1958 den ersten Umzug.
Vorher fand damals die 1. Herrensitzung im „Schützenhaus“ statt. Mit dem ersten offiziellen Rosenmontagszug 1963 stellte die BoKaGe ihre „privaten“ Umzüge ein.
Auch bei den Entwürfen für die Orden ist Mithilfe angesagt. In jedem Jahr gibt der Orden nach eigener Idee ein Ereignis aus dem Leben unserer Stadt oder der Gesellschaft wieder.
Nicht zu vergessen ist die Arbeit beim Aufbau unseres Vereinsheimes. In vielen tausend Stunden und mit mancher „Spende“ waren die Bühnen- und Wagenbauer vor Ort und können stolz auf Hof und Scheune sein, wie sie sich jetzt präsentieren.
Rosenmontag – Kinderkarneval
Im Jahre 1963 fand der erste Nachkriegs-Rosenmontagszug vom neu gegründeten Bürgerausschuss zur Förderung des Rosenmontagszuges statt. Bei dieser Gründung stand die BoKaGe Pate und bildete auch mit einigen Mitgliedern den Vorstand. BoKaGe und Bürgerausschuss starteten 1978/79 den 1. Kinderkarneval im Zusammenwirken mit der Stadt Bocholt im Stadttheater.
Nach wie vor stellt die BoKaGe die größte Gruppierung im Bocholter Karneval.
Kongresse und Veranstaltungen
Dass die BoKaGe eine überparteiliche gesellschaftliche Stellung in unserer Heimatstadt einnimmt, beweist sie mit karnevalistischen Veranstaltungen, die für die CDU und SPD ebenso durchgeführt werden, wie u.a. für Gewerkschaften, Kreuzbund, Wohltätige- und Sportvereine und Verbände. Im Zusammenwirken mit der Volkshochschule wurde eine Gesprächsrunde über „Karnevalistisches Brauchtum in Bocholt und Westfalen“ am 20. November 1979 aufgezogen und danach der „1. Euregio-Senioren-Karneval“ mit holländischen und deutschen Teilnehmern zusammen mit der Stadt Bocholt am 27. Januar 1980 gebracht.
Höhepunkt war die Ausrichtung der Nord- Westdeutschen Meisterschaften im karnevalistischen Tanzsport des Bundes Deutscher Karneval, dem sogenannten Halbfinale am 14. und 15. März 1998 in Bocholt. Die Auflagen des BDK sind zwischenzeitlich so hoch geschraubt worden, dass Ausrichtungen auf dieser Ebene in Städten wie Bocholt undenkbar geworden sind.
Die letzten Westfalenmeisterschaften richtete die BoKaGe am 27. und 28. November 2004 aus, die in das 50-jährige Bestehen der BoKaGe einführten.
Mehrfach gingen die Westfalenmeisterschaften der Tanzkorps über die Bocholter Bühne. Über 60 Gastgesellschaften kamen nach Bocholt und zur BoKaGe.
BoKaGe-Singers
Im Oktober 1970 wurde der Chor „BoKaGe-Singers“ gegründet. Diese Gesangsgruppe hatte einen kometenhaften Aufstieg. Zwei Schallplatten erschienen, bei mehreren Rundfunkanstalten waren die „Singers“ dabei und holten bei Radio Hilversum den Pokal mit dem Lied „Oh happy Day“. Durch berufliche Veränderungen einiger Sänger und des Chorleiters kam leider das Ende nach drei Jahren.
Vereinsheim
Schon 1960 hatte man Baupläne in der Schublade. Es dauerte aber noch bis 1979, ehe man wieder „konkret“ wurde. Als die Zeichnungen fertig waren, ergab sich 1980 im neuen Industriegebiet Mussum eine neue Situation mit dem geplanten Abbruch des Hofes Effing. Nach vielen Verhandlungen war es am 15. Januar 1982 soweit, dass der Vertrag mit der Stadt Bocholt zur Übernahme des Hofes Effing zur Unterschrift kam.
Einige Optimisten machen sich sofort ans Werk und am 14. Februar 1983 (Valentinstag) konnte die Scheune erstmals nach dem Rosenmontagszug genutzt werden. Am 19. Februar 1983 begann die große Renovierung des Hofes im Schlavenhorst. Das Richtfest konnten wir am 23. September 1983 feiern. Zu Silvester 1983/84 gab es die erste Fete. Es dauerte dann doch bis zum 19. August 1989, ehe zur offiziellen Eröffnung alles fertig war und viele Ehrengäste eingeladen werden konnten.
Es wurde weiter gewerkelt und so entstand unser heutiges, schmuckes Vereinsheim.
Damen-Komitee
Seit 1983 „gärte“ es, ehe sich das Damenkomitee am 8. Februar 1993 offiziell gründete. 22 Damen waren Pate.
Das Programm war „von „langer Hand“ vorbereitet und so konnte fast „postwendend“ endlich die 1. Damensitzung am 18. Februar 1993 im „Schützenhaus“ zur Altweiber-Fastnacht steigen. Bis auf den letzten Platz erstürmen die kostümierten Frauen alle Räume und die Sitzung wurde ein „Knaller“. Alle Sitzungen sind unter „Ausschluss männlicher Wesen“.
Das Damenkomitee wird sicher dafür sorgen, dass man ohne die Herren gemütliche, närrische Stunden hat.
Jubiläen der BoKaGe
Das 50-jährige Jubiläum startete mit einem herausragenden Rückblick auf die vergangenen Jahre des Bocholter Karnevals; insbesondere der BoKaGe. Ehrungen auf höchstem, deutschen Niveau erhielten schon beim Empfang der Ehrengäste Barbara Busskönning (Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval in Silber und Franz Eichhorn (gleicher Orden in Gold). Während der Jubiläumssitzung wurde der Ehrenpräsident Franz Lohscheller für sein Lebenswerk mit dem Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval in Gold mit Brillanten geehrt. Alle Ehrungen nahm der Vizepräsident des Bundes Westfälischer Karneval, Thomas Janzen, vor. Nach seinem Ausscheiden im Präsidium des Bundes Westfälischer Karneval wurde er umgehend Präsident der BoKaGe.
Der goldene Wal
Das Wappentier der BoKaGe war von Beginn an der Wal. Die BoKaGeler meinen die Charakterzüge der Karenevalisten kämen diesem Tier am nächsten. Die Begründung lautet: Immer im Tran, kleine Augen, große Klappe und eine große Welle schlagen.
Der goldene Wal, der wirklich in Gänze aus echtem Gold besteht, wird Honorationen verliehen, die für den Karneval stehen und sich für die BoKaGe einsetzen. Zu Anfang Dezember wird er im 'Rahmen des traditionellen „Knockenpottessens“ verliehen.
Ausblick
Die Pflege fastnachtlicher Bräuche steht weiterhin im Vordergrund. Aber von Tradition von alleine kann die BoKaGe nicht leben. Unsere Lebensgewohnheiten sind andere geworden und man muss sich anpassen. Vor allem soll auch der Jugend das Brauchtum näher gebracht werden. Da gibt es noch manches zu tun. Packen wir es an.
Chronik erstellt von Hugo Ingenhorst und Thomas Janzen